Die Vielfältigkeit des Herbstes

Du kennst sicher die Gespräche, wenn der Sommer sich dem Ende neigt und sich zwei Lager zeigen. Es gibt die einen, die den Sommer gerne einfrieren möchten und diejenigen, die dem Herbst schon entgegenfiebern. Ich bin ein Herbstliebhaber und manchmal fühlt es sich an, als wäre ich die einzig Verrückte, die sich auf den Herbst freut.

Ich mag das Wetter, die Mystik des Nebels, die Vielfalt der Farben und die erholsamen Temperaturen nach dem Sommer. Aber, wie bei allem, kommt es auch hier auf den Blickwinkel an, könnte es ja durchaus sein, dass der Herbst einfach eine Jahreszeit für dich ist. Ich möchte dir einen leuchtenden (Ein-)Blick auf das riesige Paket Herbst, mit all seinen Bedeutungen, Symboliken und Gefühlen schenken.

Der Herbst wirkt in vielen Ebenen

Jedes Jahr aufs Neue. So wie Weihnachten und dein Geburtstag kommt die Jahreszeit Herbst. Immer zur gleichen Zeit. Jeder bemerkt den Einzug auf seine Weise, z. B. kann das Herbstwerden von kühleren Winden und Morgen wahrgenommen werden. Der Herbst kann aber auch als Sinnbild des Wandels, des Übergangs oder der Veränderung verstanden werden. Die meisten Sinnbilder, die mit dem Herbst in Verbindung gebracht werden, dienen dem Weg zwischen der einen und der anderen Seite. Der Herbst ist wie eine Fähre, die zwei Ufer miteinander verbindet.

Im Kleinen finden sich die Übergänge in jedem Tag. Zum Beispiel in dem Moment zwischen aufwachen und aufstehen. Im Leben eines Menschen, als Ganzes betrachtet, wäre der Herbst im Rahmen der 60iger zu sehen. Natürlich ist die genaue Zeit nicht mit Zahlen fix zu machen, ist es doch auch eine Art Gefühl, die auf den Herbst des Lebens hinweist. Ein Wandel vom Arbeitsleben zum Ruhestand, oder vom Arbeitsleben hin in eine Zeit der Möglichkeiten. Es darf eine neue Ordnung und sogar eine neue, erfüllende Aufgabe gefunden werden, die hoffentlich sogar weniger Konventionen mit sich bringt als der vorherige Brotjob.

Jedes Projekt hat eine Herbstzeit. Während im Frühjahr alle Vorbereitungen getroffen wurden, im Sommer die aufregende und umfassende Aktion stattfand, wird es im Herbst allmählig ruhiger und es kann die Ernte eingefahren und Dokumentationen vervollständigt werden, bevor im Winter das mit dem Projekt in Verbindung stehende Tun unaufgeregter wird oder zum Erliegen kommt.

Verstehen wir, dass in vielen Ebenen unseres Lebens zyklisch, immer wieder in rhythmischen Abständen ein Herbst auftaucht, können wir ihn begrüßen und mit ihm auf unsere positive Weise umgehen.

Im Grundsatz erleichtert die uns zyklisch begegnende Übergangsphase, der Herbst, den unaufhaltbaren Wechsel zwischen zwei Zuständen. Sie sind es wert in all Ihrer Schönheit und auch ihren umstimmenden Passagen geschätzt zu werden.

Die Fülle im Herbst – Die Jahreszeit der Gestaltung

Gleich vorneweg: Für die eine oder andere, vielleicht sogar die Mehrheit, ist die Fülle und die Ernte eher ein Phänomen des Spätsommers. Für mich gehört die Fülle aber gefühlt in den Herbst. Ich denke, es spiegelt meinen Blickwinkel und auch die Früchte, die mir wichtig sind, wider. Wenn es für dich entscheidend ist, wähle bitte selbst, wo du die Fülle und den entspannten Genuss eingruppieren möchtest.

Der Herbst bringt eine entspannte Ernte. Die Zwetschgen (Pflaumenart), das Wurzelgemüse, die Äpfel werden reif und sind bereit, geerntet zu werden. Aber auch die wilde Natur bietet gerade ihren Reichtum, wie zum Beispiel Kastanien, Hagebutten und Eicheln an. Im Frühling gesät und im Sommer gewachsen, ist nun die Ernte einzuholen. So eine wertschätzende Begegnung mit der Natur.

Die Ernte einzufahren bedeutet Dankbarkeit. Dankbar für die guten Wachstumsbedingungen. Die Sonne, der Regen, wenig Stürme und starke Mutterpflanzen, die die Frucht zu dem entwickeln konnten, was sie nun ist. Im Näheren betrachtet ist das ein Wunder, von dem jeder Mensch profitieren kann.

Die Ernte bedeutet auch ein Stück weit Sicherheit. Früher noch mehr als heute, da man direkt abhängig von der Ernte war. Sie wurde in Gläsern, Gewölbekellern und Ähnlichem haltbar gemacht und gelagert. Im Winter war die Nahrung somit gesichert.

Jede Begegnung in der Natur, so auch das Bild des Herbstes, kann als Spiegel die Themen des eigenen Lebens aufzeigen. In einem Projekt die Ernte einzufahren bedeutet möglicherweise den Erfolg sehen, spüren und genießen zu können, wohlwissend, dass es danach in eine stillere Phase geht, in der neue Ideen geschmiedet werden. Ich lade dich ein mit deinen Attributen des Herbstes zu spielen und sie mit dir und deinen Themen in Verbindung zu bringen. Es ist so spannend.

Einladung zum Rückzug

Eben schon angedeutet, bedeutet der Herbst auch die Vorphase des Rückzugs, indem schon Wochen vor dem Winter Einfluss auf die Gestaltung dessen genommen wird.

In der Natur werden die Laubbäume ihre Blätter zu Boden segeln lassen, um sich für den Winter zu wappnen. Würden sie dies nicht tun, würden sie im Winter erfrieren. Für den Baum beginnt die ruhigere Zeit. Ein Akt der Selbstliebe und des Kräftesammelns.

Zwei Boten des Herbstes sind die frühere Dunkelheit und der Nebel. Die Dunkelheit lädt ein das Zuhause gemütlich zu gestalten. Die Dunkelheit lädt das Licht ein, z. B. in dem der Kamin wieder beheizt wird oder Kerzen entfacht werden. Die Dunkelheit lässt die Menschen wieder mehr Zeit im Haus verbringen, die Aktivität im Außen nimmt ab, der Fokus darf auf das Selbst, auf einen Selbst gerichtet werden. Der Nebel verschleiert und zeigt, dass nach jedem Nebel auch wieder klare Sicht folgt und spendet uns, mit dieser Gewissheit, Trost.

Übertragen mag dies bedeuten, dass im Rückzug noch einmal Bilanz gezogen werden kann. War das Jahr bisher wie geplant und erwartet? Was hätte ich mir noch gewünscht? Was darf ich mitnehmen in die stille Phase und wie darf ich mich einrichten für die stille Phase, in der wir uns für den nächsten Frühling ausrichten, also das Sammeln und Ausrichten hin zu neuen Ideen.

Den Herbst zelebrieren

Vielleicht magst du dich einmal mit dem Herbst verbinden, indem du dir ein Fleckchen Erde suchst, vielleicht sogar in der Natur, um einmal in deine Umgebung zu blicken und spüren. Was siehst du, spürst du, riechst du, hörst du, kannst du tasten, was für dich den Herbst ausmacht.

Für mich steht der Herbst für Fülle und Genuss, für das Einfahren der Ernte und die Einladung, mich für den Winter und die stillere Zeit einzustimmen. Und ja, der Herbst ist manchmal grau, windig, ekelig nass und manchmal mit dem sehnlichen Wunsch nach Herbstsonne verbunden.

In Jedem Wunsch steckt auch immer ein Kern, an dem Jede von uns selbst zur Wunscherfüllerin werden kann. So wie der Wunsch nach Herbstsonne Licht und Wärme im Kern trägt. Ich entfache dann eine schöne Kerze oder auch zwei, um die Helligkeit und die Wärme in mir zu nähren.

Die Zeit vergeht so schnell. In manchen Jahren ist der Herbst schon in weiten Teilen vorbei gegangen bis ich gemerkt habe, dass er überhaupt da ist. Unabhängig davon, ob es sich um die Jahreszeit Herbst handelt oder um den symbolischen Herbst z. B. in Projekten. Das bewusste Wahrnehmen dessen, was gerade ist, kann hilfreich sein es zu begreifen als das, was es tatsächlich ist.

Ganz speziell zum Bewusstwerden der Jahreszeit Herbst sammle ich gerne Herbstschätze in der Natur: Eicheln, Kastanien, bunte Blätter und vieles mehr. So darf die Fülle und die Farbe des Herbstes in unser Haus einziehen. Die Herbstschätze laden auch zum Basteln von Dekoration und das Gestalten von Mandalas bzw. Naturbildern ein. Ein schönes Ritual ist auch das tägliche Ansehen der Baumkronen an einem fixen Punkt, um so den Rückzug des Chlorophylls und das Färben und später das Tanzen der Blätter zu beobachten. Der Moment, in dem man mit den Füßen durch das trockene Laub auf dem Weg „schlurcht“, ist ein Moment der absoluten kindlichen Begeisterung.  

Journaling zum Herbst

Du kannst für die Jahreszeit Herbst schreiben oder für ein Projekt oder für einen Zeitpunkt im Leben, der sich nach Herbst anfühlt. Bitte lege dich zu Beginn für Option eines fest.

  1. Wenn du an den Herbst denkst, welche Bilder tauchen vor deinem inneren Auge auf? Beschreibe die Bilder.
  2. Hast du ganz besondere Erinnerungen an den Herbst?
  3. Welche Gerüche, Geschmäcker, Klänge, Farben & Formen repräsentieren für dich den Herbst?
  4. Welche Gefühle nimmst du wahr, wenn du diese inneren Bilder/Eindrücke betrachtest? Schreibe sowohl die positiven, wie auch die negativen Gefühle auf.
  5. Wie würdest du den Herbst gerne für dich (und deine Familie) gestalten? Wie magst du ihn feiern und willkommen heißen?
  6. Wie kannst du DEINEN Herbst aktiv gestalten? Notiere all deine Ideen.
  7. Was würde dir, deiner Seele JETZT, in diesem Moment, besonders guttun?

Wie lädst du den Herbst ein? Schreibe deine Ideen gerne in die Kommentare.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Katja

    Liebe Stephanie, genauso würde ich den Herbst auch beschreiben! Und du stehst mit deiner Liebe zum Herbst nicht alleine da! Die Farben und die Gerüche der Natur und zu Wissen, dass jetzt die gemütliche Zeit der Einkehr und der Selbstreflektion bevorsteht macht mich glücklich.
    Viele Grüße und wunderschöne Momente wünsche ich dir,
    Katja

    1. Stephanie Heinlein

      Liebe Katja,
      wie schön, dass du auch eine Herbstliebhaberin bist. Der Herbst zeigt sich mir von so vielen Seiten und ist mir immer wieder ein Mentor.
      Ich wünsche dir einen wundervollen Herbst und eine gemütliche Zeit. LG Stephanie

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